Ein Festival ist teuer. Nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Veranstalter. Doch was kostet so ein Festival?
In diesem Artikel wird die Kostenstruktur eines Festivals aus Veranstaltersicht beleuchtet. Die Ausgaben werden in Kategorien wie Strom, Platzmiete, Veranstaltungstechnik, Sicherheit, Gagen, Infrastruktur usw. aufgeschlüsselt. Für jede Kategorie nennen wir typische Kosten und setzen sie ins Verhältnis zur Besucherzahl (z. B. pro 1.000 oder 10.000 Besucher). Beispiele von kleinen Indie-Festivals bis zu Großveranstaltungen wie Rock am Ring sollen ein realistisches Bild vermitteln, welche Summen hinter den Kulissen bewegt werden. Allerdings haben wir alle Zahlen aus Quellen anderer Beiträge, welche verlinkt sind.
Gagen der Künstler
Die Künstlergagen zählen oft zu den größten Posten. Je nach Bekanntheitsgrad der Acts variieren die Gagen enorm. Lokale Newcomer-Bands spielen teils für wenige hundert Euro Aufwandsentschädigung, während etablierte Headliner leicht fünf- bis sechsstellige Beträge verlangen. Bei mittelgroßen Festivals sind Gagen von 5.000 bis 10.000 € für einen 90-minütigen Auftritt durchaus gängig – das entspricht etwa 50.000–100.000 € pro 10.000 Besucher allein für ein Line-up mit 10 solcher Acts. Internationale Top-Stars sprengen diese Größenordnung nochmals: So soll z. B. Metallica 2012 rund 1 Million Euro für einen Festivalauftritt erhalten haben. Auch speziellere Bands wie Sigur Rós oder The XX liegen bereits im Bereich von bis zu 100.000 € Gage. Man sieht, die Bandkosten können – je nach Festivalgröße und Programm – von ein paar tausend Euro bis zu mehreren Millionen reichen. Wichtig ist: Die Gagen fallen als Fixkosten an, unabhängig von der Besucherzahl. Kleinere Festivals mit weniger zahlendem Publikum haben hier also eine höhere Pro-Kopf-Belastung als Großevents, bei denen sich hohe Gagenkosten auf zehntausende Ticketkäufer umlegen lassen.
Veranstaltungstechnik (Bühne, Ton und Licht)
Bühnenbau und technische Ausstattung sind essenziell für jedes Festival – und ebenfalls sehr kostenintensiv. Selbst ein kleines Festival benötigt mindestens eine überdachte Bühne mit Beschallungs- und Lichtanlage. Kleine Bühnen lassen sich zwar schon für ca. 700 € mieten, doch professionelles Equipment für Konzerte kostet mehr: Mittelgroße Open-Air-Bühnen liegen oft im Bereich 1.500–3.000 € Miete, große Hauptbühnen namhafter Festivals können bis ~20.000 € kosten (jeweils ohne Personal und Technik). Dazu kommen Ton- und Lichttechnik sowie Videowände, DJ-/Backline-Equipment etc., inkl. Fachpersonal für Aufbau und Bedienung. Als Richtwert kann man z. B. bei einer mittelgroßen Bühne mit kompletter Ton-/Licht-Anlage und Technikcrew mit rund 10.000 € pro Festival-Wochenende rechnen Bei einem Festival mit ~5.000 Besuchern sind meist mindestens zwei Bühnen nötig (Haupt- und Nebenbühne), was die Kosten entsprechend verdoppelt. Kleinere Acts auf einer zweiten kleineren Bühne (z. B. Zeltbühne) lassen sich hingegen relativ günstig integrieren – hier können ~2.000 € für eine einfache Neben-Location ausreichen.
Größere Festivals skalieren in der Veranstaltungstechnik stark nach oben: Mehr Besucher bedeuten größere Bühnen, mehr Sound-Leistung, aufwändigere Lichtshows und oft mehrere Bühnen parallel. Das Wacken Open Air etwa betreibt insgesamt acht Bühnen auf dem Festivalgelände – entsprechend hoch sind dort die Technik- und Produktionskosten. Neben der Miete für Bühnenpodeste schlagen PA-Anlagen, Lichttechnik, Bühnendekoration und Spezialeffekte (Pyrotechnik, Laser etc.) zu Buche. Hinzu kommen Techniker und Bühnenteams, die pro Tag oft dreistellige Tagessätze pro Kopf erhalten. All das summiert sich schnell zu zigtausend Euro bei kleineren und mehreren hunderttausend Euro bei Großveranstaltungen. Zur Einordnung: Ein mittelgroßes Festival (5.000–10.000 Besucher) kann gut 20.000–50.000 € für Technik und Bühnen ausgeben, während bei Mega-Events (z. B. 80.000 Besucher) die Veranstaltungstechnik leicht einen siebenstelligen Betrag ausmachen kann – allerdings verteilt auf viel mehr zahlende Gäste.
Platzmiete und Location
Die Mietkosten für das Veranstaltungsgelände sind sehr unterschiedlich und hängen von Ort, Dauer und Infrastruktur ab. Manche kleinen Indie-Festivals kooperieren mit Gemeinden oder privaten Grundstückseignern und zahlen nur symbolische Beträge oder eine Umsatzbeteiligung. Andere müssen regulär einen Platz anmieten: Das kann von einer einfachen Wiese bis zu spezialisierten Eventgeländen reichen. Eine grobe Spannbreite: Kleine bis mittlere Open-Air-Locations kosten oft einige tausend Euro pro Tag. Als Beispiel werden ca. 5.000 € pro Tag als Pauschalpreis für einen geeigneten Veranstaltungsort genannt. In manchen Fällen wird auch nach Besucherzahl kalkuliert – es gibt Locations, die etwa 100 € pro Besucher und Tag verlangen (was jedoch bei größeren Besucherzahlen schnell sehr teuer würde).
Mittelgroße Festivals (mehrtägig mit ~5–10.000 Gästen) kalkulieren in vielen Fällen mit 5.000–15.000 € an Mietkosten für das gesamte Gelände. Diese Zahl kann je nach Region stark variieren: ländliche Flächen sind oft günstiger als z. B. innerstädtische Parks oder spezielle Freizeitanlagen. Großfestivals auf bekannten Gelände wie Rennstrecken, Flugplätzen oder Messearealen bewegen sich noch einmal in einer anderen Liga. Hier können die Miet- bzw. Pachtkosten schnell im hohen fünf- bis sechsstelligen Bereich liegen, je nach Attraktivität und vorhandener Infrastruktur des Geländes. So mussten z. B. die Organisatoren von Rock am Ring 2015 zeitweise auf einen anderen Standort ausweichen, als die Konditionen am Nürburgring unwirtschaftlich wurden – ein Indiz dafür, dass etablierte Locations erhebliche Gebühren verlangen können. Insgesamt gilt: Ohne geeigneten Platz kein Festival – dieser Posten ist meist einer der fixer budgetierten, doch pro Besucher relativ moderat, wenn die Auslastung stimmt. Bei 10.000 Besuchern und 10.000 € Platzmiete etwa wären das nur 1 € pro Gast für die Location; ein kleines Festival mit 1.000 Gästen und ähnlicher Platzmiete hätte dagegen 10 € pro Gast zu tragen.
Strom- und Energiekosten
Ein Festival benötigt enorme Mengen Elektrizität – für Bühnen (Ton/Licht), Beleuchtung des Geländes, Verkaufsstände, Kühlung, Campingareale bis hin zu Backstage und Infrastruktur. Oft gibt es keinen ausreichenden Stromanschluss vor Ort, so dass mobile Dieselgeneratoren eingesetzt werden. Die Kraftstoff- und Mietkosten dafür können beträchtlich sein. Als Anhaltspunkt nannte ein Festivalveranstalter: Bei einem Festival mit 10.000 Besuchern liegen die Stromkosten zwischen £60.000 und £100.000 (ca. 70.000–110.000 €). Das entspricht etwa 6.000–10.000 € pro 1.000 Besucher allein für die Energie! Zum Vergleich: Bei einem kleinen Festival mit 1.000 Leuten käme man mit ein, zwei Generatoren vielleicht mit einigen tausend Euro Diesel- und Stromkosten aus, während ein Riesenevent (80.000+ Besucher, mehrere Bühnen) leicht einen sechsstelligen Eurobetrag für Strom verbraucht. So musste z. B. das Glastonbury-Festival 2017 ca. 40.000 Liter Diesel für Generatoren einplanen (entsprechende Kosten im hohen fünfstelligen Bereich).
Neben Strom für Bühnen und Licht gibt es weitere Energieposten: z. B. Heizkosten (etwa bei Bedarf für Warmwasser in Duschcamps), Treibstoff für Generatoren/Fahrzeuge, und ggf. Notstromanlagen. Die gestiegenen Energiepreise der letzten Jahre wirken sich hier stark aus – viele Veranstalter klagen über massiv höhere Ausgaben für Strom und Diesel seit 2022. Einige Festivals setzen inzwischen auf umweltfreundlichere Alternativen (Solaranlagen, Akkuspeicher oder grüner Netzstrom), was aber meist ebenfalls mit Investitionen verbunden ist. Unterm Strich bleibt die Energieversorgung ein großer Budgetposten, der für 3 Festival-Tage oft dem Jahresverbrauch einer kleineren Ortschaft entspricht.
Sicherheit und Ordnung
Für die Sicherheit der Festivalbesucher zu sorgen, ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern im ureigenen Interesse der Veranstalter – und es kostet viel Personal und Geld. Unter diese Kategorie fallen Sicherheitsdienst, Ordner, Eingangskontrollen, Bühnenabsperrungen mit Security, Nachtsicherung des Geländes, sowie Sanitäts- und Rettungsdienste und ggf. Feuerwehr. Auch Polizeieinsätze (z. B. für Verkehr oder bei Großlagen) können je nach Bundesland dem Veranstalter teilweise berechnet werden.
Für ein mittelgroßes Festival mit etwa 5.000 Besuchern kann man grob 40.000 € allein für Security, Sanitäter, Reinigungskräfte etc. veranschlagen. Das entspricht ca. 8 € pro Gast nur für Sicherheit und Ordnung. Darin enthalten sind meist private Sicherheitsfirmen (Wachdienst), die oft Stundenlöhne plus Nacht-/Feiertagszuschläge berechnen, sowie Verträge mit Rettungsdiensten (z. B. DRK) für die medizinische Erstversorgung vor Ort. Hinzu kommt die Müllentsorgung und Reinigung, die hier mitgerechnet werden kann (dazu später mehr).
Bei großen Festivals steigen diese Ausgaben drastisch. Zum Beispiel gab das Isle of Wight Festival (UK) rund 1 Million Pfund (≈1,1 Mio. €) allein für Polizei und private Sicherheitsfirmen aus – bei etwa 50.000 Besuchern entspricht das über 20 € pro Person für Sicherheit! In Deutschland bewegen sich Mega-Events wie Rock am Ring oder Wacken in ähnlichen Dimensionen, mit mehreren hundert fest angestellten Ordnern und zusätzlicher externer Security. So sind bei Wacken jährlich etwa 2.500 Helfer, Ordner und Mitarbeiter im Einsatz, davon ein großer Teil im Sicherheits- und Ordnungsbereich (die genauen Kosten werden jedoch nicht öffentlich genannt).
Auch kleinere Festivals kommen nicht um gewisse Sicherheitsauflagen herum. Bemerkenswert ist, dass auch ein 500-Personen-Event nahezu 80 % der Auflagen eines viel größeren Festivals erfüllen muss – z. B. Security an Bühnen und Eingängen, Sanitätsstation, Nachtruheüberwachung etc. Somit sind gewisse Mindestkosten fix: Ob 500 oder 5.000 Besucher, nachts müssen vielleicht 2 Wachleute patrouillieren, ein Sanitätszelt mit Rettungskräften muss vorhanden sein, etc. Kleinere Festivals haben hier oft den Vorteil, auf ehrenamtliche Helfer zurückzugreifen (z. B. Freunde als Ordner) – das spart Kosten, birgt aber Risiken bei der Zuverlässigkeit. Größere Veranstaltungen beschäftigen fast ausschließlich professionelles Sicherheitspersonal. Insgesamt gilt: Die Ausgaben für Sicherheit sind in den letzten Jahren stark gestiegen, u.a. durch höhere Löhne und gestiegene Anforderungen, was erheblich zur allgemeinen Kostensteigerung beiträgt.
Infrastruktur und Logistik
Unter Infrastruktur fallen all jene Ausgaben, die nötig sind, um das Gelände für das Festival herzurichten und die Besucher wie auch Künstler dort zu versorgen. Dazu zählen z. B.:
- Zäune und Absperrungen: Ein Open-Air-Gelände muss meist eingezäunt werden (Tickets/control) und in Bereiche unterteilt werden (Bühnenareal, Camping, Backstage, Parken). Die Miete von Bauzäunen und Absperrgittern kann mehrere Tausend Euro kosten. Im Beispiel eines ca. 15.000 m² Geländes (inkl. Camping) wurden etwa 6.000–10.000 € allein für das Einzäunen veranschlagt. Größere Fläche bedeutet mehr Zaunmetern – allerdings skaliert der Bedarf nicht linear mit Besuchern, da größere Festivals oft effizienter einteilen können (mehr Besucher pro Meter Zaun). Trotzdem müssen Großevents zig Kilometer Zaunmaterial anmieten und aufstellen (Wacken z. B. nutzt rund 40 km Zaun), was hohe Logistikkosten verursacht.
- Sanitäre Anlagen (Toiletten, Duschen): Portable Toilettenhäuschen (Dixis), Urinalrinnen, Duschcontainer, Waschstationen etc. müssen angemietet, aufgestellt, regelmäßig gereinigt und am Ende entsorgt werden. Anbieter berechnen häufig pauschal pro Einheit und Servicetakt. Für 10.000 Besucher sollte man z. B. gut 30.000 € für Toiletten und Entsorgung einplanen (etwa 3 € pro Gast) – hier sind sowohl die Mietgebühren als auch das mehrmalige Absaugen/Leeren und Reinigen enthalten. Kleine Festivals können mit weniger und günstigeren Lösungen auskommen (z. B. Komposttoiletten in Eigenbau), dennoch fallen auch hier schnell einige tausend Euro an, um den Mindeststandard an Hygiene zu gewährleisten.
- Wasser- und Stromversorgung, Beleuchtung: Um den Besuchern auf dem Gelände (und speziell auf dem Campingplatz) Grundversorgung zu bieten, müssen Wasserleitungen verlegt oder Wassertanks aufgestellt werden, und das Gelände braucht Beleuchtung (Laternen, Flutlicht auf Parkplätzen, Notbeleuchtung). Diese Infrastruktur verursacht Miet- und Installationskosten. Im Beispiel eines 5.000-Personen-Festivals schlugen hunderte Meter Wasserleitung, Stromkabel und Beleuchtung – inklusive der Helfer, die alles verlegen – mit mindestens 80.000 € zu Buche. Hierin enthalten ist oft auch der Auf- und Abbau vieler Infrastrukturteile durch externe Firmen oder eigene Crew. Bei Großfestivals kommen ggf. noch temporäre Straßen, Zeltböden, Brücken oder Drainagen hinzu. So wird empfohlen, für ein 10.000-Personen-Festival vorsorglich ~250.000 € für Infrastrukturarbeiten (Wege, Parkplätze, Geländeaufbau) zurückzulegen – bei deutlich größeren Festivals können diese Kosten noch weitaus höher liegen. Manche etablierte Festivals investieren auch in dauerhafte Infrastruktur: Das Wacken Open Air etwa hat über Jahre feste Abwasserleitungen, Straßen und sogar ein Bierschlauchsystem installiert, um langfristig Kosten zu senken.
- Auf- und Abbau-Logistik: Die schönste Infrastruktur nützt nichts ohne Manpower. Die Kosten für Personal, Fahrzeug- und Maschinenmiete zum Aufbauen (Bühnen, Zäune, Zelte, Technik) und Abbauen am Ende werden oft unterschätzt. Im mittleren Festivalbeispiel summieren sich die nötigen Arbeitsstunden und Geräteeinsätze (Stapler, Generatoren, Lkw-Transporte) auf zehntausende Euro. Allein die oben erwähnten Gelände- und Versorgungseinrichtungen erfordern z. B. rund 80.000 € an Personal- und Maschinenkosten. Bei großen Festivals sind hunderte Helfer über Wochen mit dem Auf- und Abbau beschäftigt – teils bezahlt, teils als Volunteers. Viele Festivals setzen auf freiwillige Helfer (gegen Ticket oder kleine Vergütung), um hier zu sparen. Dennoch fallen in der Bilanz oft hohe fünf- oder sechsstellige Beträge für Logistik und Infrastruktur an. Dieser Bereich wächst mit der Festivalgröße überproportional: Ein doppelt so großes Festival braucht nicht nur doppelt so viele Dixis, sondern oft auch neue Lösungen (größere Zeltstädte, aufwändigere Verkehrslenkung etc.), was die Komplexität erhöht.
Zusammengefasst beinhaltet die Infrastruktur alles „Drumherum“, was ein Festival funktionsfähig und komfortabel macht – von Absperrungen über Versorgung bis Entsorgung. Die Kosten hierfür können bei kleinen Festivals im unteren fünfstelligen Bereich liegen (z. B. 5.000–10.000 € gesamt), bei mittleren im hohen fünfstelligen bis sechsstelligen Bereich (50.000–300.000 €), und bei Großevents in den Millionen, wenn man alle Infrastruktur-Aspekte und Arbeitsleistungen einrechnet. Allerdings profitieren große Festivals hier von Skaleneffekten: Viele Fixkosten (z. B. Basis-Equipment, Mindestpersonal) verteilen sich auf mehr Besucher, wodurch die Kosten pro Kopf tendenziell sinken, auch wenn absolut alles größer wird.
Marketing und Werbung
Gerade neue oder junge Festivals müssen erheblich in Werbung investieren, um genug Tickets abzusetzen. Bei etablierten Veranstaltungen dagegen spielt Marketing eine geringere Rolle – einige Großfestivals sind sofort ausverkauft, ohne groß zu werben (die Fusion etwa schaltet praktisch keine Werbung mehr). Im Allgemeinen sollten Veranstalter aber einen spürbaren Teil des Budgets für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit reservieren. Dazu zählen Online-Kampagnen, Social Media, Plakatierung, Flyer, Radio-Ads, Promotion-Aktionen und so weiter.
Für ein mittelgroßes Festival (einige Tausend Besucher) kann eine umfassende Marketingkampagne leicht 30.000–40.000 € kosten – insbesondere, wenn man online eine weite Zielgruppe ansprechen will. Das entspricht ~3–4 € pro Ticket bei 10.000 verkauften Tickets. Klassische Printwerbung (Plakate, Banner, Programmhefte) ist im Vergleich oft günstiger – im Beispiel wurden nur rund 1.000 € für Druck und Beschilderung bei 10.000 Gästen kalkuliert. Allerdings geben große kommerzielle Festivals auch in absoluten Zahlen viel für Marketing aus: Branchenkennzahlen nennen Marketingbudgets von ~15 % des Umsatzes in der Unterhaltungssparte als üblich. Bei einem Umsatz von z. B. 10 Mio. € wären das 1,5 Mio. € Marketingausgaben. Tatsächlich soll das Glastonbury Festival (ca. 37 Mio. £ Umsatz) rein rechnerisch etwa 5,5 Mio. £ in Werbung investiert haben – ob die Zahl exakt stimmt sei dahingestellt, aber sie zeigt die Größenordnung.
Kleine Festivals mit engem Budget versuchen oft, kostengünstig Werbung zu machen: viel Mundpropaganda, regionale Presse, Social-Media-Präsenz durch ehrenamtliche Teammitglieder, Flyer in Szenekneipen usw. Dafür fehlen meist die Mittel für teure Plakat-Kampagnen oder Radio/TV-Spots. Mittelgroße Festivals nutzen häufig gezieltes Online-Marketing (Facebook-/Instagram-Ads, Promo-Videos, Gewinnspiele) und lokale Kooperationen (Präsenz auf Stadtfesten etc.). Große Events arbeiten zusätzlich mit Sponsoren und Medienpartnern, die teilweise bei der Promotion helfen. Dennoch wird auch dort Budget in professionelle Werbeagenturen, PR-Aktionen und Kundenbindung (z. B. hochwertiges Festivalmagazin) gesteckt. Unterm Strich darf man nicht vergessen, dass Marketingausgaben vor dem Event anfallen – ein Risiko, das sich aber auszahlen muss, denn ohne ausreichenden Ticketverkauf nützt das beste Line-up nichts.
Versicherungen und Gebühren
Nicht zu vernachlässigen sind Versicherungen, behördliche Abgaben und sonstige Gebühren, die ein Festival finanziell absichern und gesetzliche Pflichten erfüllen.
- Versicherungen: Ein Veranstalter benötigt in der Regel eine Veranstalter-Haftpflichtversicherung (für Schäden an Personen/Sachen während des Events). Darüber hinaus gibt es Policen für Ausfallversicherung (z. B. wenn das Festival wegen Unwetter oder höherer Gewalt abgesagt werden muss), Unfallversicherungen für Helfer, Equipment-Versicherungen für geliehene Technik, usw. Ein Rundum-Versicherungspaket kann für ein mittelgroßes Festival etwa 5.000 € kosten. Kleinere Veranstaltungen kommen evtl. mit einem Basis-Haftpflichtschutz für unter 1.000 € aus, während große Festivals für umfassende Absicherungen fünfstellige Beträge einplanen. Es gilt abzuwägen, welches Risiko man versichert – „alles kann, nichts muss“ schreibt Katrin Weiske in einem Fachbeitrag. Komplettschutz kostet, aber ein Schaden oder Ausfall kann ohne Versicherung existenzbedrohend sein.
- Musiklizenz und Künstlersozialkasse: In Deutschland fallen Gebühren für die Nutzung von Musik an. Konzerte und Festivals müssen bei der GEMA gemeldet werden, die je nach Art der Veranstaltung einen Anteil der Ticket- oder Gagenumsätze als Gebühr verlangt. Zudem wird für Künstlerauftritte die Künstlersozialabgabe fällig, die ca. 5 % der ausgezahlten Gagen beträgt (diese Abgabe an die Künstlersozialkasse soll die Sozialversicherung der Künstler mitfinanzieren). Beispielsweise kann bei einem mittelgroßen kommerziellen Festival mit 5.000 Gästen und ~100 € Ticketpreis schon rund 30.000 € an GEMA/KSK-Abgaben zusammenkommen. Gemeinnützige Vereine zahlen teils ermäßigte Sätze, aber gänzlich umgehen lassen sich diese gesetzlichen Abgaben nicht. Große Festivals müssen aufgrund ihrer hohen Einnahmen entsprechend hohe GEMA-Beiträge entrichten – dieser Posten kann im hohen fünfstelligen Bereich liegen (ein Festival mit 20 Mio. € Umsatz könnte durchaus 1 Mio. € und mehr an Abgaben an GEMA & Co. abführen, je nach Tarifstruktur).
- Genehmigungen und Behörden: Für ein Festival sind diverse behördliche Genehmigungen erforderlich – vom Veranstaltungsbescheid über Brandschutzauflagen bis zu Sondernutzungserlaubnissen (z. B. Straßensperrung). Hierfür werden Gebühren erhoben, die aber meist im Vergleich klein sind (lokale Behörden verlangen oft einige hundert Euro Bearbeitungsgebühren). Dennoch müssen sie ins Budget eingeplant werden. Auch eventuelle Gewerbesteuern, falls z. B. Gastrostände in Eigenregie betrieben werden, können anfallen. Ferner bindet der Genehmigungsprozess oft zeitliche Ressourcen (Bauanträge, Sicherheitskonzepte), was wir hier aber nicht monetär bewerten.
- Ticketing und Verwaltung: Ebenfalls zum „Drumherum“ gehören Kosten für Ticketverkaufssysteme, Zahlungsabwickler (z. B. VVK-Gebühren oder Gebühren für bargeldloses Bezahlen vor Ort) und Backoffice. Einige Ticketing-Anbieter verlangen Setup-Gebühren oder Provisionen; alternativ muss man eigene Software anschaffen. Moderne Festivalmanagement-Software (wie z. B. Festiware) kann mit ca. 6.000 € pro Saison zu Buche schlagen – allerdings sind darin Ticketing-Funktionen oft schon enthalten, sodass man an anderer Stelle wieder spart. Auch Büromaterial, Kommunikationskosten, Verträge (etwa Rechtsberatung) fallen unter Verwaltung. Dieser Bereich ist bei kleinen Festivals oft durch ehrenamtliche Arbeit abgedeckt (d.h. geringe direkte Kosten), während größere professionelle Strukturen hier einrechnen müssen.
Kostenbeispiele nach Festivalgröße
Zum Abschluss schauen wir uns fiktive Beispielkalkulationen für drei Größenordnungen an – klein, mittel und groß – um die Relationen greifbar zu machen. Die folgende Tabelle gibt grobe Anhaltswerte für ausgewählte Kostenkategorien, basierend auf öffentlich bekannten Zahlen und Erfahrungswerten:
Kostenkategorie | Kleines Festival (ca. 1.000 Besucher) | Mittleres Festival (ca. 10.000 Besucher) | Großes Festival (ca. 80.000+ Besucher) |
---|---|---|---|
Künstlergagen | 5.000–15.000 € (vorrangig lokale Acts) | ca. 50.000–200.000 € (Mix aus bekannten Acts) | mehrere Mio. € (internationale Headliner) |
Bühnen/Technik | ca. 5.000 € (eine kleine Bühne + Ton/Licht) | ca. 20.000–50.000 € (2 Bühnen, prof. Technik) | mehrere 100.000 € (große Stage(s), Video, etc.) |
Platzmiete | < 1.000 € (z.B. örtliche Wiese, günstig) | ca. 10.000–20.000 € (Festivalgelände angemietet) | bis zu 100.000 € (Rennstrecke, Flugplatz etc.) |
Strom/Energie | 2.000–5.000 € (Generator, Netzanschluss) | ca. 70.000 € (bei 10k Pers., Dieselgeneratoren) | 200.000 € und mehr (hoher Verbrauch, viele Bühnen) |
Sicherheit & Ordnung | 5.000–10.000 € (Security, Sanitäter teils ehrenamtl.) | ca. 40.000 € (Security, Sanität, Reinigung) | > 1.000.000 € (Polizei & private Dienste) |
Infrastruktur (Zäune, Sanitär, Aufbau) | ca. 5.000–15.000 € (Grundbedarf, viel Eigenleistung) | > 80.000 € (Auf-/Abbau, Wasser, WCs etc.) | mehrere 100.000 € (umfangreiche Infrastruktur) |
Marketing | 1.000–5.000 € (hauptsächlich online/lokal) | ca. 30.000 € (Online-Kampagne, Werbung) | ≥ 100.000 € (bundesweite Kampagnen, Sponsor-PR) |
Versicherung & Gebühren | ~1.000 € (Haftpflicht, GEMA klein) | ~35.000 € (Versicherungen ~5k, GEMA/KSK ~30k) | > 100.000 € (umfassende Versicherungen, hohe GEMA-Abgaben) |
GESAMT (Schätzung) | ≈ 30–60 T€ (abh. von Umfang, Vieles günstig) | ≈ 300–600 T€ (typ. Budget mittleres Festival) | > 10–20 Mio. € (Großfestival à la Rock am Ring) |
An diesen Zahlen erkennt man, dass Skaleneffekte eine große Rolle spielen: Viele Basisposten (Bühne, Zäune, Grundpersonal) fallen unabhängig von der Besucherzahl an. Deshalb ist das Budget kleiner Festivals pro Kopf oft deutlich höher als bei Großveranstaltungen. Beispielsweise muss ein 1.000-Besucher-Festival fast dieselbe Bühnentechnik und Mindest-Security stellen wie ein Event mit 5.000+ Besuchern, hat aber viel weniger Einnahmen, um die Fixkosten zu decken. Das erklärt, warum Tickets kleiner Festivals gemessen an den gebotenen Acts oft teuer erscheinen müssen – oder warum diese nur mit viel Idealismus und Ehrenamt überleben.
Zum Vergleich: Großfestivals haben zwar enorme Gesamtkosten (teils im zweistelligen Millionenbereich), können diese aber über entsprechend viele Tickets finanzieren. Bei 80.000 Besuchern machen z. B. zusätzliche 100.000 € Kosten nur 1,25 € pro Ticket aus. Große Events erzielen zudem Skalenvorteile (Massenrabatte bei Dienstleistern, effizientere Auslastung von Infrastruktur) und haben oft Sponsoren zur Mitfinanzierung. Allerdings leisten sie sich auch teurere Headliner und aufwändigere Shows, was die Kostenkurve wieder nach oben treibt.
Fazit: Festival Kosten
Ein Festival auf die Beine zu stellen, ist finanziell eine Mammutaufgabe. Viele Posten – von Gagen über Technik bis zu Sicherheit und Infrastruktur – summieren sich zu einem gewaltigen Aufwand, der für Außenstehende oft überraschend hoch ist. In den letzten Jahren sind die Kosten in fast allen Bereichen zudem stark gestiegen (Schätzungen zufolge ~45 % höher als vor der Pandemie), unter anderem durch Inflation, höhere Gagenforderungen und gestiegene Material-/Energiekosten. Einige Festivals, vor allem im mittleren Segment ohne großen Sponsor oder Konzern im Rücken, mussten deshalb aufgeben.
Dennoch gelingt es vielen Veranstaltern, ihre Events nachhaltig zu finanzieren – sei es durch höhere Ticketpreise (die im Schnitt ~30 % gestiegen sind), geschicktes Kostenmanagement oder zusätzliche Erlösquellen (Gastronomie, Merch, Sponsoring). Am Ende erklären die genannten Kostenfaktoren auch, wie Festival-Ticketpreise zustande kommen. Wenn ein Wochenendticket über 200 € kostet, steckt dahinter kein „Wucher“, sondern eine teure Produktion mit hunderten Mitarbeitern und monatelanger Vorbereitung. Jede Ausgabe – von der Bühne über die Toiletten bis zur Security – trägt dazu bei, dass tausende Menschen ein unvergessliches Wochenende erleben können. Dieses Verständnis der Kostenstruktur soll verdeutlichen, welch organisatorischer und finanzieller Kraftakt ein Festival ist – für ein paar Tage Musik und Feier, an die wir uns oft ein Leben lang erinnern.